Zwei Schwestern, zwei Unternehmerinnen, zwei Erfolgsgeschichten

Und dann war sie auf einmal da – die Chance, einen weiteren Erfolg zu feiern, der einige Jahre zuvor noch völlig unrealistisch erschien. Deswegen fackelte Ria Siegismund nicht lange, als ihr die neuen Praxisräume in einem edlen, revitalisierten Industriegebäude im Hamburger Bahrenpark angeboten wurden. „Seit ich hier bin, habe ich das Gefühl, ein weiteres Ziel erreicht zu haben“, sagt die aus Winsen stammende Logopädin und strahlt dabei über das ganze Gesicht.

Allerdings: Bei dem Tatendrang, den Ria Siegismund ausstrahlt, ist es nur schwer vorstellbar, dass sie nicht schon längst den nächsten unternehmerischen Schritt plant. Das liegt vielleicht auch in den Genen. Denn Ria Siegismund und ihre Schwester Bonnie haben schon als Kinder hautnah erlebt, was es bedeutet, nicht in Festanstellung zu arbeiten, sondern ein eigenes Unternehmen zu führen. Sie wuchsen in Luhdorf auf dem elterlichen Hof auf. „Dass berufliche Selbstständigkeit ein lohnenswerter Weg ist, habe ich schon früh gemerkt. Manchmal mussten unsere Eltern zwar nachts auf dem Trecker sitzen, aber dafür waren sie auf der anderen Seite auch zeitlich flexibel und deswegen immer präsent, beispielsweise beim gemeinsamen Mittagessen“, sagt Ria, inzwischen selbst Mutter zweier Kinder (5 und 11 Jahre).

Schon wenige Jahre nach ihrer Logopädinnen-Ausbildung, mit 25, startete sie in die eigene Selbstständigkeit. „Während meiner Zeit als Angestellte habe ich gemerkt, dass ich anders arbeiten möchte, als ich das immer wieder erlebt habe“, erzählt ia Siegismund. Schnell fand sie in Hamburg ihre ersten, kleinen Praxisräume an der Stresemannstraße, die sie mithilfe ihrer Familie und dank eines Kredits der Volksbank Lüneburger Heide eG (VBLH) instand setzte. „Da stand ich dann auf einmal in dieser großen Stadt und musste sagen: ‚Hier bin ich!‘“ Fast klingt sie ein wenig ungläubig, als sie sich an ihre Gründungszeit zurückerinnert.

Doch sie meisterte ihren Weg. Schnell fand sie die ersten Angestellten, begeisterte die von ihr behandelten Personen für den andersartigen Stil und entwickelte neue Geschäftsmodelle. Die sind in ihrer Branche besonders wichtig, weil das finanzielle Wachstum aufgrund des engen Kostenkorsetts im Gesundheitswesen beschränkt ist. „Ich arbeite viel mit Schulen und Kindergärten zusammen. Außerdem veranstalte ich Schulungen für Eltern“, erklärt Ria Siegismund. Ihr zur Seite stehen dabei mittlerweile 14 Mitarbeitende. „Dass ich diese tollen Menschen gefunden habe, ist mein größter Erfolg“, betont sie.

Noch etwas mehr am Anfang ihrer unternehmerischen Karriere steht Ria Siegismunds sieben Jahre jüngere Schwester Bonnie. Auch sie ist im medizinischen Bereich tätig. Nur einen Steinwurf vom elterlichen Hof entfernt betreibt sie im Winsener Stadtteil Luhdorf eine ergotherapeutische Praxis. 2018 war ihr Startjahr als Gründerin. „Eigentlich war das nicht von langer Hand geplant. Aber als ich diese Räume sah, wusste ich, dass das jetzt genau das Richtige ist.“

Selbstständigkeit – die kannte Bonnie bereits zuvor aus einem ganz anderen Kontext. Denn schon mit 17 verließ sie ihr Elternhaus, um in Delmenhorst ihren Beruf zu erlernen. „Dadurch wird man natürlich recht schnell autonom und erwachsen“, sagt sie. Doch schon immer hatte sie davon geträumt, im sozialen Bereich zu arbeiten, und so nahm sie die temporäre Trennung von Eltern und Geschwistern in Kauf.

Noch gut erinnert sie sich an die harte Arbeit zu Beginn ihres Unternehmerinnentums. Manch schlaflose Nacht bescherte ihr das damals. „Am schwierigsten war es, die ersten Mitarbeitenden zu finden. Mittlerweile sind es aber immerhin schon vier.“ Doch gerade, als sie ihren Rhythmus gefunden hatte, kam Corona. „Und damit natürlich auch jede Menge Unsicherheit, wie ich mit den von mir behandelten Personen umgehen kann und wie ich das finanziell stemmen soll.“ Die enge Beziehung zur Volksbank verlieh ihr aber Zuversicht. „Mir wurde vermittelt, dass wir immer eine Lösung finden werden, falls es mal eng werden sollte. Ich habe gespürt, dass dort Leute arbeiten, die an mich und mein Geschäftsmodell glauben.“

Und das offenbar zu Recht. Denn heute schmiedet die Mutter einer halbjährigen Tochter längst weitere, große Pläne. „Ich will den elterlichen Hof in Luhdorf umbauen und in diesem Umfeld meine Ergotherapie anbieten. Ein echtes Alleinstellungsmerkmal“, freut sie sich. „Und ich weiß, dass ich für diese Pläne die richtige Bank an meiner Seite habe.“

Das besagte Alleinstellungsmerkmal ist in den Augen von Bonnie Siegismund übrigens ein wichtiger Punkt für alle, die ebenfalls in eine Selbstständigkeit starten wollen. „Ohne das geht es heute nicht mehr. Zudem braucht es Fleiß, Engagement und ein stabiles soziales Umfeld“, sagt sie. „Wenn all diese Dinge zusammenkommen, dann ist es der Mühe wert, diesen Weg zu gehen. Belohnt wird man dafür mit spannenden, herausfordernden und sehr erfüllenden Zeiten“, so die junge Gründerin.

Frank Brammer ist bei der Volksbank der Betreuer der beiden Schwestern. „Die Geschäftsbeziehung zu ihrer Familie besteht seit über 40 Jahren“, sagt er. „Was mir an Ria und Bonnie besonders imponiert, ist, dass sie aufgrund ihrer Herkunft aus einer landwirtschaftlichen Familie einen ganzheitlichen Blick auf die Themen haben. Und außerdem passen sie mit ihrer offenen, fröhlichen und zugleich bodenständigen Art auch gut zu unserer Bank.“ Und dann fällt ihm noch eine weitere Parallele auf: „Genauso wie wir erledigen sie ihre Aufgaben mit jeder Menge Herzblut und haben ständig Lust darauf, den nächsten Schritt zu gehen.“