Nachhaltige Mode statt „Fast Fashion“

Frühjahr 2022 - Lesezeit: 2 Minuten

Neue Kollektionen am laufenden Band, ganzjährige Lockrabatte der Modehersteller und der Wunsch, modisch mit der Zeit zu gehen. Das sind nur drei Gründe, warum die Deutschen statistisch gesehen rund 60 neue Kleidungsstücke pro Jahr kaufen.

Kleiderhaufen

Kaum haben die Klamotten ihren Platz im immer zu kleinen Kleiderschrank gefunden, werden sie schon wieder aussortiert. Bestenfalls landen sie dann auf dem Flohmarkt oder werden gespendet, schlimmstenfalls im Müll. Dieser negative Trend hat sogar einen eigenen Namen: „Fast Fashion“.

Wir fragten Kalina Magdzinska, studierte Umweltwissenschaftlerin und Nachhaltigkeitsmanagerin, nach Tipps für einen verantwortungsvolleren Umgang mit Kleidung und was man in ihrem eigenen Kleiderschrank so findet.

Meine Volksbank: 60 Kleidungsstücke pro Jahr kauft der durchschnittliche Deutsche. Wie sieht es bei Ihnen aus?

Bei solch einer Zahl frage ich mich immer, ob Kleidung den Leuten überhaupt noch etwas bedeutet. Ich bin weit von den 60 Kleidungsstücken entfernt, da ich das normale Einkaufen schon immer als sehr anstrengend empfunden habe – zu laut, zu stickig, zu warm. Ich liebe es, nach Schätzen zu suchen, und wenn ich auf dem Flohmarkt oder auf einer Kleidertauschparty so ein Schätzchen finde, erinnere ich mich beim Tragen immer an die jeweilige Geschichte. Natürlich kaufe auch ich mal neue Kleidungsstücke. Hier achte ich sehr genau auf Produktionsbedingungen, verwendete Materialien und Textilsiegel. Als Faustregel gilt für mich: Jeder Kassenzettel ist eine aktive Unterstützung eines Unternehmens, und da bin ich wählerisch. Zum Glück finden wir in Deutschland eine Reihe von verantwortungsvoll wirtschaftenden Unternehmen. Das war vor fünf Jahren noch anders.

Second-Hand

Wie oft sortieren Sie Kleidung aus und was machen Sie damit?

Aussortieren gehört nicht wirklich zu meinen Kernkompetenzen. Ich kann mich nur schwer von Sachen trennen. Mein aktuelles Erfolgserlebnis: Ich habe mich beim nachbarschaftlichen Flohmarkt angemeldet und werde wenig getragene Kleidung spenden. Generell kann ich nur empfehlen, beim Kauf auf Lieblingsstücke zu setzen und alles, was wirklich nicht mehr getragen wird, in zweite Hände zu geben. Tipp zum Spenden: vertrauenswürdige Altkleidercontainer erkennt man am FairWertung-Logo. Alternativ steuert man direkt die örtliche Kleiderkammer oder den Sozialverband an.

Kalina Magdzinska

Die gebürtige Polin kam mit 10  Jahren nach Deutschland und ist in  Toppenstedt aufgewachsen. In den vergangenen 4 Jahren war die studierte Umweltwissenschaftlerin als Nachhaltigkeitsmanagerin für das global agierende Buchholzer Unter-nehmen „Brands Fashion“ tätig. Auch durch ihre Mitgestaltung der Nachhaltigkeitsstrategie des Unter-nehmens erhielt dieses den Fairtrade Award und den Deutschen Nachhaltigkeitspreis. Ihr Antrieb ist es, jeden Tag Lösungen zu finden, um nachhaltiger Entwicklung immer näherzukommen.

Nachhaltigkeitsmanagerin Kalina Magdzinska

Kalina Magdzinska

Nachhaltigkeitsmanagerin Kalina Magdzinska

Die gebürtige Polin kam mit 10  Jahren nach Deutschland und ist in  Toppenstedt aufgewachsen. In den vergangenen 4 Jahren war die studierte Umweltwissenschaftlerin als Nachhaltigkeitsmanagerin für das global agierende Buchholzer Unter-nehmen „Brands Fashion“ tätig. Auch durch ihre Mitgestaltung der Nachhaltigkeitsstrategie des Unter-nehmens erhielt dieses den Fairtrade Award und den Deutschen Nachhaltigkeitspreis. Ihr Antrieb ist es, jeden Tag Lösungen zu finden, um nachhaltiger Entwicklung immer näherzukommen.

Welches nachhaltige Material mögen Sie persönlich am liebsten und warum?

Kontrolliert biologisch angebaute Baumwolle mit Fairtrade®-Siegel ist mein Nonplusultra. Der erste Grund ist tatsächlich der Tragekomfort. Der zweite, dass clever gefärbte und vernähte Teile aus reiner Biobaumwolle kein Abfallproblem verursachen. Dennoch hat der Anbau von Baumwolle viele negative Facetten. Wüstenbildung und der Einsatz von Kindern als „Erntehelfer“ gehören dazu. Kontrolliert biologischer Anbau in kleinbäuerlichen Strukturen, die nach dem Leitbild von Fairtrade® wirtschaften, senken dieses Risiko auf ein Minimum.

Spenden

Es gibt mittlerweile zahlreiche Textilsiegel für faire und nachhaltige Kleidung. Auf welche Merkmale sollte man beim Kauf achten?

Das Thema ist hochkomplex und wird gerne unter dem Stichwort „Siegeldschungel“ kritisiert, da es schlichtweg zu viele Sigel gibt. Eine Menge kluger Köpfe beschäftigen sich mit diesem Thema und haben ihre Ergebnisse unter http://www.siegelklarheit.de zusammengefasst. Dort erfahren Verbraucher alles über die besten Siegel je Produktkategorie. Für Textilien nehme ich vorweg: der „Grüne Knopf“ ist ein vernünftiger Wegweiser. Nicht zuletzt kann ich an dieser Stelle nur an den eigenen Verstand appellieren. Wir alle wissen, dass es gut ist, wertige Kleidungsstücke zu kaufen oder eine Nacht über eine Kaufentscheidung zu schlafen. Und man sollte sich immer die Frage stellen: Macht mich dieses Kleidungsstück jetzt wahrhaftig und langfristig glücklicher?

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