Corona, Krieg, Klima: Es sind schwierige Zeiten, in denen wir leben. Sie wecken in uns die Sehnsucht nach Sicherheit. Deswegen widmet sich der diesjährige Wirtschaftstag der Volksbank diesem Thema – das fundamentaler ist, als man vielleicht denkt.
3. Digitaler Wirtschaftstag 2022: Warum Sicherheit nicht mehr selbstverständlich ist
Herbst 2022 - Lesezeit: 5 Minuten
Sogar unsere Demokratie scheint nicht mehr unantastbar
Viele alte Gewissheiten lösen sich aktuell in Luft auf. „Sogar unsere Demokratie und unser freiheitlicher Lebensstil scheinen nicht mehr unantastbar“, so Cohrs. Unter diesem Eindruck haben wir uns dazu entschlossen, unseren diesjährigen Wirtschaftstag am 3. November unter einen Leitgedanken zu stellen, der fundamentaler kaum sein könnte: Sicherheit.
„Sicherheit ist eines der wichtigsten Bedürfnisse eines jeden Menschen.“
Gerd-Ulrich Cohrs, Vorstand der Volksbank Lüneburger Heide
Ohne Sicherheit kein moderner Lebensstil
Wenn Gerd-Ulrich Cohrs über dieses Thema spricht, dann wird schnell deutlich, wie sehr es all unsere Lebensbereiche umfasst. „Ohne eine sichere Basis ist unser modernes Leben gar nicht vorstellbar. Das hat einst schon der amerikanische Psychologe Abraham Maslow mit seiner Bedürfnispyramide gezeigt“. In dem Modell ist Sicherheit eines der Fundamente, die so wichtige Dinge wie die individuelle Selbstverwirklichung erst ermöglichen.
Müssen wir zukünftig mehr Abstriche machen?
Aber ist Deutschland auf die aktuellen Bedrohungen der Sicherheit überhaupt eingestellt? „In meinen Augen leider nicht, aber zum Glück verbessert sich die Vorbereitung gerade. Es wurde erkannt, dass gehandelt werden muss, wenn wir unser Lebensmodell erhalten wollen“, meint Cohrs. „Erhalten“ kann allerdings auch bedeuten, dass es mit Wohlstand und Lebensstil nicht immer nur bergauf geht. „Wenn ich mir beispielsweise das Thema Konsum anschaue oder Menschen betrachte, die mit unserer Demokratie grundlegend unzufrieden sind, dann denke ich mir oft, dass ein Geist der Genügsamkeit gut wäre: damit wir einfach mal anerkennen, wie gut es uns mit dem, was wir haben, eigentlich geht.“
Geschäftsgebiet der Volksbank Lüneburger Heide eher unterdurchschnittlich betroffen
Bei allen anstehenden Veränderungen sieht Cohrs das Geschäftsgebiet der Volksbank Lüneburger Heide übrigens unterdurchschnittlich betroffen. „Wir befinden uns in einer begünstigten Zone. Trotz Klimawandel werden wir weiter Landwirtschaft betreiben können und auch im Allgemeinen ist die Wirtschaftskraft unserer Region groß. Für uns als Bank kommt hinzu, dass wir in sämtlichen Wirtschaftsbereichen vertreten sind und somit eine breite Risikostreuung aufweisen.“
2. Digitaler Wirtschaftstag 2021
Nachhaltigkeit war 2021 das Thema des 2. Digitalen Wirtschaftstags der Volksbank Lüneburger Heide mit Ranga Yogeshwar. Lesen Sie hier unser Interview mit dem bekannten Wissenschaftsjournalisten.
Weshalb Banken gut mit Krisen umgehen können
Der Umgang mit einem sich verändernden Umfeld sei für die Bank dabei auf gewisse Weise Routine: „Egal, ob es um Zinsen, Aktien, Immobilien oder Rohstoffe geht: Dynamische Märkte sind wir seit jeher gewohnt, die bringen uns nicht aus der Ruhe“, führt Cohrs aus. „Es gehört zum Handwerkszeug von Bankern, mit solchen Risiken umzugehen.“ Natürlich sei die aktuelle Lage besonders turbulent. „Aber mit meinen 59 Jahren habe ich auch schon Zeiten erlebt, in denen wir wegen der Ölkrise sonntags nicht mehr Auto fahren durften und in denen der Leitzins der Bundesbank bei 13 Prozent lag. Insofern ist manches auch nur eine Frage des Betrachtungshorizonts.“
Claudia Hausmann, Gründerin von Securepoint und Aufsichtsratsmitglied der Volksbank Lüneburger Heide
„Jeden Tag werden Tausende Unternehmen erpresst.“
Claudia Hausmann ist Gründerin des IT-Sicherheitsspezialisten Securepoint. Seit zwei Jahren gehört sie dem Aufsichtsrat unserer Volksbank an. Im Gespräch erklärt sie, wo Firmen offene IT-Flanken haben und wieso ein guter Virenscanner nicht ausreicht.
Frau Hausmann, Sie beschäftigen sich seit eh und je mit dem Thema Sicherheit. Was bedeuten die aktuellen Krisen für den Mittelstand?
Wir werden uns leider darauf einstellen müssen, dass dieses regelrechte Kräftemessen die „neue Normalität“ ist. Europa ist darauf nicht gut vorbereitet, insbesondere Deutschland nicht, wie man an der aktuellen Gaskrise erkennen kann. Weitaus schmerzhafter ist aber, dass die globalen Lieferketten seit Corona schwer gestört sind und nun zusätzlich als politisches Instrument benutzt werden. Das betrifft jedes Unternehmen, ob klein oder groß, und auch jeden einzelnen Mitbürger.
Wie haben Sie mit Ihrer Firma auf diese neue Situation reagiert?
Wir bei Securepoint haben beispielsweise viele Prozesse nach Corona umstrukturiert. Ich sage nur China, Chips etc. Wir haben viele Millionen in Lager und Materialien investiert, um langfristig lieferfähig zu sein. Früher war das Lager auf der Straße, wir haben uns als Softwareentwickler keine Gedanken um die Lieferfähigkeit von Hardware gemacht. Das funktioniert heute nicht mehr.
Das klingt zunächst einmal nicht übermäßig kompliziert, aber es erfordert sicherlich eine ganz neue Form der Liquiditätsplanung, oder?
Genau. Wir konnten das aus dem Cashflow realisieren. Aber viele Unternehmen sind dazu nicht in der Lage. Die Volksbank kann hier mit ihren Finanzinstrumenten eine sehr große Unterstützung für kleine und mittelständische Unternehmen sein und stabilisierend auf die lokale Wirtschaft einwirken.
Mehr über Claudia Hausmann
Zum LinkedIn-Profil von Claudia Hausmann, Gründerin von Securepoint.
Steht angesichts der aktuellen Situation eigentlich auch die IT-Sicherheit vor neuen Herausforderungen?
Staaten wie Nordkorea haben gewaltige Hackergruppen aufgebaut, um Trojaner in Unternehmen zu schleusen und dann deren Daten zu verschlüsseln. Die Folge: Die Firmen können nicht mehr arbeiten und werden erpresst, Bitcoins zu zahlen, damit sie einen Entschlüsselungs-Key erhalten. Damit werden in Deutschland jeden Tag tausendfach riesige Summen erpresst. Auch Russland und China führen längst Cyberkriege gegen uns oder haben es in Planung. Was man dagegen tun kann: aufrüsten mit Virenscanner, Netzwerkschutz, Mobile Security, aber vor allem auch Bewusstsein bei den Mitarbeitern schaffen. Wichtig ist in jedem Fall, eine ganzheitliche IT-Sicherheit im Unternehmen einzuführen.
Mehr zum Thema Sicherheit
Empfehlungen des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) für kleine und mittlere Unternehmen.
Haben nach Ihrer Erfahrung die mittelständischen Unternehmen in unserer Region erkannt, wie zentral das Thema IT-Sicherheit ist?
Es haben viele Unternehmen punktuell aufgerüstet, aber der ganzheitliche Ansatz fehlt fast immer. Oft wird ein Virenscanner auf den PCs eingesetzt, aber man findet schlechten Netzwerkschutz. Auch arbeiten die Schutzkomponenten fast immer isoliert und kommunizieren nicht miteinander.
Vorbereitung dank hinreichender Reserven
Wir als Volksbank sind jedenfalls permanent auf solche grundlegenden Veränderungen vorbereitet. Wir besitzen hinreichende Reserven, die aus strategischen Gründen aber nicht komplett offengelegt sind. „Außerdem werden wir von 83.000 Mitgliedern getragen und sind deswegen nicht der Laune irgendwelcher Investoren ausgesetzt. Somit ist die Volksbank in diesen turbulenten Zeiten ein ruhiger, berechenbarer Hafen“, erklärt Cohrs.
Dr. Thomas de Maizière, Vorsitzender der Deutschen Telekom Stiftung und der DOSB-Ethik-Kommission, Präsident des Deutschen Evangelischen Kirchentages, ehemaliger deutscher Politiker und Bundesminister a.D.
Der langjährige Bundes- und Landesminister, Dr. Thomas de Maizière, hat sich im Jahr 2021 nach fast 50 Jahren aus der aktiven Politik zurückgezogen. Seitdem konzentriert er sich auf sein soziales Engagement, bei dem er sich seit Jahren in vielfältiger Weise für den gesellschaftlichen Zusammenhalt einsetzt. Er ist Präsident des Deutschen Evangelischen Kirchentages 2023, Vorsitzender der Deutschen Telekom Stiftung und Vorsitzender der Ethik-Kommission des Deutschen Olympischen Sportbundes. Er ist ebenfalls als Honorarprofessor für Staatsrecht an der Technischen Universität Dresden tätig. Auch als Redner und Buchautor ist er aktiv und beschäftigt sich intensiv mit den Innenansichten der Politik, den Aufgaben des Staates in der und für die Gesellschaft, den Führungsqualitäten in Wirtschaft und Politik sowie der Rolle von Religion in der Öffentlichkeit.
Ex-Innenminister Thomas de Maizière als Hauptredner des Wirtschaftstags
Sicherheit ist also Teil der Volksbank-DNA. „Auch deswegen ist sie das Thema unseres Wirtschaftstags“, sagt Gerd-Ulrich Cohrs. Über den Hauptredner der Veranstaltung freut er sich besonders: „Wir konnten Bundesinnenminister a. D. Thomas de Maizière gewinnen. Er verfügt nicht nur über eine beeindruckende Erfahrung bei Sicherheitsthemen, sondern ist zudem auch eine starke Persönlichkeit.“ Moderiert wird die Veranstaltung, wie auch schon im vergangenen Jahr, von Kristina zur Mühlen, bekannt aus Tagesschau, NDR Hamburg Journal und der 3sat-Wissenschaftssendung nano.
Mehr über Thomas de Maizière
Hauptredner des 3. Digitalen Wirtschaftstags zum Thema Sicherheit ist Bundesinnenminister a. D. Thomas de Maizière.
Moderatorin Kristina zur Mühlen
Unsere Moderatorin beim 3. Digitalen Wirtschaftstag, Kristina zur Mühlen, ist Journalistin mit Leib und Seele. Die diplomierte Physikerin setzt sich insbesondere mit naturwissenschaftlichen Themen auseinander und hat großen Spaß daran, die teils sehr komplexen Inhalte verständlich darzustellen. Mit ihrer aufgeweckten und enthusiastischen Art zieht sie regelmäßig unzählige Zuschauer in ihren Bann und spricht in ihren eindrucksvollen Keynotes über Innovationen der Zukunft und den Wandel der Welt.
Was hat in unsicheren Zeiten Bestand?
Aber was wird in dieser unsicheren Welt denn eigentlich Bestand haben, wenn wir den Blick 50 oder 100 Jahre weiter schweifen lassen? Cohrs schmunzelt. „Für mich ist das ganz klar: Unsere Volksbank wird es dann noch geben – mit Sicherheit!“
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