VBLH-Aufsichtsrat: Die Stimme des Handwerks ist jung und weiblich

Herbst 2024 - Lesezeit: 4 Minuten

Sie ist im Aufsichtsrat der VBLH die Stimme des Handwerks – und steht gleichzeitig für frischen Wind: Die 33-jährige Jennifer Smoch ist Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft in Winsen. Ihr Credo: Für dauerhaften Erfolg braucht es permanente Weiterentwicklung.

Jennifer Smoch, VBLH-Aufsichtsratsmitglied und Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft des Kreises Harburg

Das Erstaunen war groß, als die Kreishandwerkerschaft in Winsen im vergangenen Jahr ihre neue Geschäftsführerin vorstellte. Jennifer Smoch, damals 30 Jahre alt, trat die Nachfolge von Andreas Baier an. Er ging nach 22 Jahren auf diesem Posten in den wohlverdienten Ruhestand. Und nicht nur dort folgte Smoch dem 65-Jährigen nach: Auch im Aufsichtsrat der Volksbank Lüneburger Heide eG (VBLH) übernahm sie bei der Wahl im Juni letzten Jahres seinen Posten.

„Wir müssen mit Stolz zeigen, wer wir sind“

Daran, dass sie in ihrem beruflichen Umfeld oftmals die Jüngste ist, hat sich Jennifer Smoch mittlerweile gewöhnt. Und sie hat eine klare Agenda, die aus genau diesem Fakt eine große Stärke macht. Denn das Handwerk steht derzeit vor einer fundamentalen Herausforderung: „Die bisherigen Wege zur Nachwuchsgewinnung funktionieren kaum noch. Wir müssen unsere Selbstdarstellung verbessern, um jungen Menschen zu zeigen, wie attraktiv unsere Berufe sind“, ist Jennifer Smoch überzeugt. „Leider ist das kein Selbstläufer mehr wie früher – auch weil viele junge Menschen mittlerweile ein Studium anstreben. Wir müssen mit Stolz zeigen, wer wir sind.“ Dafür ist aber eine komplett neue Strategie erforderlich: „Es geht darum, dort präsent zu sein, wo auch der Nachwuchs ist. Und das sind nun einmal die sozialen Medien wie TikTok, Instagram oder auch Podcasts.“

Fest in der Region verwurzelt: der Aufsichtsrat der VBLH

Der Aufsichtsrat überwacht die Geschäftsführung des Vorstands und gibt diesem wichtige Impulse. Er ist zusammengesetzt aus Menschen, die in der Region verwurzelt sind. Landwirte, Angestellte, Lehrer, Unternehmer, Beamte – sie alle sind in dem Gremium vertreten. Sämtliche Mitglieder führen ihre Tätigkeit ehrenamtlich aus.

Innerhalb des Aufsichtsrats gibt es drei Arbeitsgruppen, die wichtige Unterthemen abbilden: den Kreditausschuss, den Prüfungsausschuss sowie den Bau- und Investitionsausschuss.

Aufsichtsrat VBLH Stand 2024

Dass sie viel auf dem Zettel hat, ist Jennifer Smoch gewohnt

Dementsprechend groß ist die Aufgabe, vor der Jennifer Smoch seit Aufnahme ihrer Tätigkeit bei der Kreishandwerkerschaft steht. „Ich musste mich nicht nur in die Fachthemen einarbeiten und alle wichtigen Partner kennenlernen, sondern gleichzeitig auch anfangen, meine Strategie umzusetzen.“ Doch dass sie viel auf dem Zettel hat, ist Jennifer Smoch gewohnt. Auch weiß sie, dass vielleicht nicht immer alles gleich im ersten Anlauf klappt und dass sich Beharrlichkeit auszahlt. So war es auch auf ihrem eigenen Lebensweg.

Jennifer Smoch, VBLH-Aufsichtsratsmitglied und Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft des Kreises Harburg

Lieber Lebenserfahrung als Rekordtempo

„Andere waren da vielleicht etwas gradliniger – aber dafür habe ich auf meinem Weg schon jede Menge Lebenserfahrung sammeln können“, berichtet die 33-Jährige schmunzelnd. Aufgewachsen ist sie in Clausthal-Zellerfeld im Oberharz. Dass sie einmal Jura studieren würde, war ihr nach dem Abitur noch nicht klar. Ihr Interesse zog sie zu zwei Studienaufenthalten nach Dresden und Clausthal-Zellerfeld, bevor sie den Entschluss fasste, Juristin zu werden. Nach neun Semestern Studium in Göttingen und dem Abschluss der beiden Staatsexamen hatte sie ihr Ziel dann schließlich erreicht. Um in der Nähe ihres Partners Simon zu leben, den sie während des Referendariats kennengelernt hatte, zog Jennifer Smoch in Richtung Hamburg und trat zunächst eine Rechtsanwaltsstelle in Stade an. „Aber ich habe mich immer gefragt, ob ich das bis zum Ende meines Lebens machen will.“

Die Aufgaben der Kreishandwerkerschaften

Kreishandwerkerschaften sind Zusammenschlüsse aller Handwerksinnungen Handwerkersinnungen einer Region. Sie sind Körperschaften des öffentlichen Rechts und nehmen als solche auch öffentliche Aufgaben wahr, beispielsweise die Abnahme der Gesellenprüfungen. Weitere Tätigkeitsschwerpunkte der Kreishandwerkerschaften sind Beratungsleistungen für ihre Mitglieder, die Interessenvertretung gegenüber der Politik, Öffentlichkeitsarbeit sowie auch die nicht hoheitlichen Aspekte der Ausbildung.

Im Kerngeschäftsgebiet der VBLH ist neben der Kreishandwerkerschaft des Kreises Harburg mit Kreishandwerksmeister Bernd Hintze auch die Kreishandwerkerschaft Lüneburger Heide aktiv, deren Einzugsgebiet bis nach Celle reicht. Hier fungieren Achim Aschenbrenner (Landkreis Lüneburg) sowie Friedhelm Eggers (Heidekreis) als Kreishandwerksmeister.

Organisationstalent mit Freude an Kultur

Denn eine entscheidende Leidenschaft konnte sie als Rechtsanwältin nicht einsetzen: ihre Freude am Organisieren und Netzwerken. „Schon während des Studiums habe ich in Clausthal-Zellerfeld einen Kulturverein geleitet. Dort haben wir Konzerte, Lesungen und Festivals veranstaltet und auch einen Barbetrieb gehabt“, erzählt Smoch, die sich ihr Studium mit dem Kellnern finanziert hat. So kam ihr das Inserat der Kreishandwerkerschaft gerade recht. „Als Geschäftsführerin und Syndikusanwältin kann ich hier meine juristischen Fähigkeiten einbringen, aber gleichzeitig mit den sechs Mitarbeiterinnen und all unseren Ehrenämtlern diesen großen Laden am Laufen halten, neue Ideen entwickeln und umsetzen“, sagt sie.

In Jennifer Smochs Familie hat Freude am Handwerk Tradition

Dass sie mit Handwerkern gut kann, dürfte auch an ihrer Biografie liegen. „Mein Vater war Elektrikermeister und mein Großvater Kfz-Mechatroniker. Ich kann also sowohl eine Lampe anschließen als auch einen Reifen wechseln“, sagt sie lachend. Über den Vater kam sie auch schon früh mit dem Thema Volksbanken in Verbindung. „Er war der Facility-Manager bei unserer örtlichen Genossenschaftsbank. Meinen ersten Girls’ Day durfte ich dort am Kassenschalter verbringen, was ich natürlich ziemlich aufregend fand.“

„Es ist doch toll, wenn man die Zukunft einer Bank mitgestalten kann. Wo geht das sonst schon?“

JENNIFER SMOCH

Jennifer Smoch, VBLH-Aufsichtsratsmitglied und Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft des Kreises Harburg

JENNIFER SMOCH
Jennifer Smoch, VBLH-Aufsichtsratsmitglied und Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft des Kreises Harburg

 

„Es ist doch toll, wenn man die Zukunft einer Bank mitgestalten kann. Wo geht das sonst schon?“

„Genossenschaftsbanken sind unersetzlich – denn sie handeln nach Augenmaß“

Die Rolle der Genossenschaftsbanken hält sie für unersetzlich: „Sie fungieren als regionale Impulsgeber. Dort handeln Menschen nach Augenmaß und nicht nur irgendwelche anonymen Entscheidungsalgorithmen. Deshalb wird bei allen Anliegen auch immer auf den Menschen geschaut.“ Das sei in heutigen Zeiten alles andere als selbstverständlich. Passend dazu beschreibt sie ihre eigene Rolle im Aufsichtsrat: „Ich bin nicht nur die Stimme des Handwerks, sondern setze mich auch für Bodenständigkeit und Nahbarkeit ein.“

Nur wer sich wandelt, hat beständig Erfolg

Doch da ist noch eine andere Sache, die Jennifer Smoch am Herzen liegt. „Es ist wichtig, dass wir als Bank am Puls der Zeit bleiben – denn dauerhaften Erfolg haben nur diejenigen, die bereit sind, sich permanent zu wandeln. Wir brauchen hier in der Region Pioniere und Vorreiter!“ Was sie diesbezüglich bei der Volksbank Lüneburger Heide erlebt hat, stimmt sie hoffnungsfroh. „Mich hat beeindruckt, mit welch einer Weitsicht dort Zukunftsthemen erkannt und angepackt werden.“

Jennifer Smoch

Nicht lange reden – sondern anpacken!

Zudem fällt ihr das hohe Umsetzungstempo positiv auf. Innerhalb des Aufsichtsrats ist Jennifer Smoch Mitglied des Bau- und Investitionsausschusses, der beispielsweise auch für den Neubau der Filiale in Soltau zuständig ist. „Bei einer meiner ersten Sitzungen waren wir vor Ort, da war das noch grüne Wiese. Mittlerweile wird dort sogar schon gebaut.“ Nicht lange reden – sondern einfach anpacken. Eine Einstellung, die gut zum Handwerk passt.

Die Zeit für das Engagement im Aufsichtsrat nimmt die 33-Jährige sich gern. „Die Aufgabe ist von gesellschaftlicher Bedeutung. Außerdem macht sie mir eine Menge Freude“, sagt sie. „Es ist doch toll, wenn man die Zukunft einer Bank mitgestalten kann. Wo geht das sonst schon?“

Hobbys? Reisen, Tauchen, Bootfahren

Was ihre eigene – nähere – Zukunft angeht, hat Smoch ebenfalls bereits Pläne. Ihr größtes Hobby ist das Reisen, gern in Verbindung mit ihrer großen Leidenschaft, dem Tauchen. Aber auch in ihrer neuen Heimat verbringt sie gern Zeit. „Um nach einem anstrengenden Arbeitstag abzuschalten, gehe ich am liebsten schwimmen. Und dann haben mein Partner und ich seit Neuestem ein kleines Boot im Harburger Binnenhafen, um auch hier im direkten Umland auf Entdeckungstour zu gehen.“ Dynamisch wie Jennifer Smoch nun einmal ist, wird ihr beim Schippern über das Wasser sicherlich noch die eine oder andere Idee kommen, wie sie die Region mit ihrem Engagement weiter voranbringen kann.

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